Beim Sportschießen mit der Luftpistole trifft man schnell auf das Thema der Griffgestaltung. Denn neben dem Feintuning des Abzuges kommt der Modellierung des Luftpistolengriffes eine große Rolle zu. So gilt das Motto: Die Waffe schießt und der Schafft trifft. Was bei einer Anpassung beachtet werden muss, um den Wettkampfregeln weiterhin zu entsprechen, wie man Vorgehen sollte und welche weiteren „Dos and don’ts“ bei der Griffgestaltung gelten, erfahren Sie hier.
Warum den Pistolengriff modellieren?
Auch wenn es sich bei vielen Matchpistolen um hochwertige Produkte handelt, können die Hersteller bei der Form des Griffes nicht auf jeden Schützen eingehen – denn jede Hand ist anders. Der Standardgriff einer Luftpistole, der teilweise sowohl für Links- und Rechtshänder ausgelegt sein kann, passt für viele Schützen einfach nicht. In vielen Fällen fällt er zu klein aus oder die Gewichtsverteilung entspricht nicht den eigenen Vorstellungen.
Die Hersteller sind sich dieses Problems bewusst und bieten bereits unterschiedliche Lösungen zur weiteren Individualisierung der Luftpistole an. Das können beispielsweise spezielle Ausführungen für Linkshänder, wie die Zoraki HP01 mit Linksgriff, oder für Rechtshänder, wie die Zoraki HP01 mit Rechtsgriff, sein oder auch ergonomische Griffe beziehungsweise Griffschalen zum Austauschen. Zusätzlich werden Anbauschaften und Auflagesysteme für die Luftdruckwaffen angeboten, die neben einem besseren Komfort für das Auflageschießen genutzt werden können. In diesem Beitrag lesen Sie mehr zum Sportschießen für die ältere Generation.
Wem diese Individualisierungsmöglichkeiten seitens der Hersteller nicht ausreichen, kann daher einen Maßgriff anfertigen. Dieser kann selbst modelliert oder auch von externen Anbietern auf die eigene Hand abgestimmt werden. In Sachen Komfort, Halt und Zielgenauigkeit lässt sich meist kein besseres Ergebnis erzielen, als mit einem maßgeschneiderten Luftpistolengriff.
Luftpistole: Griff modellieren, aber richtig!
Bei der Bearbeitung des Luftpistolengriffes gelten die Regeln der Sportordnung des DSB (deutscher Schützenbund) – jedenfalls wenn nach der Modellierung noch an offiziellen Wettbewerben teilgenommen werden soll. Daher muss bei der Anpassung des Griffs auf einige Dinge geachtet werden, um nicht aufgrund von Regelverstößen ausgeschlossen zu werden. Wer einfach draufloslegt, kann dann schnell einen neuen Griff benötigen.
Bei dem Abschleifen beziehungsweise Aufpolstern des Pistolengriffs gibt es viele verschiedene Techniken. Auch bei den verwendeten Materialien und Werkzeugen gibt es eine große Vielfalt. Dennoch gibt es einige Grundsätze, an die Sie sich bei der Griffgestaltung halten sollten:
- Der Pistolengriff wird von hinten nach vorne an die Hand angepasst.
- Die Visierlinie verläuft gedacht über die Handmitte.
- Die Griffbreite entspricht der Handgabelbreite.
- Daumen und Zeigefinger liegen parallel am Griff an und haben die gleiche Höhe.
- Mittel- und Ringfinger tragen die Waffe, der Daumen dient zur Stabilisierung
- Die mittleren Fingerglieder liegen im rechten Winkel zur Laufachse und mittig zum Abzugszüngel.
- Das erste Fingerglied muss am Druckpunkt im rechten Winkel zur Laufrichtung ausgerichtet sein.
- Das erste und zweite Fingerglied dürfen nicht an der Waffe anliegen.
Für kräftige, breite Hände empfiehlt sich meist ein schlanker Griff, wohingegen Menschen mit schmalen Händen in der Regel besser mit einem normalen bis breiten Griff klarkommen.
Beim Prozess der Modellierung selbst sollten Sie folgende Punkte beachten:
- Nehmen Sie zuerst Material weg und füllen Sie erst später eventuelle vorhandene Hohlräume auf – ansonsten wird der Griff schnell dicker als geplant.
- Das Volumen des Griffes richtet sich nach der Ausrichtung des mittleren Gliedes des Mittelfingers, welches rechtwinklig zur Laufachse liegen sollte.
- Wenn es Probleme bei der Positionierung des Daumens gibt, reicht oft bereits eine Tieferlegung der Daumenauflage.
- Der Schwerpunkt einer Waffe lässt sich nach hinten verlagern, indem Sie Löcher in den Griff bohren und diese mit Blei ausgießen.
Wo auffüttern beziehungsweise abtragen?
Wenn Ihre Hand in der 0-Stellung eher nach links zeigt, kann dies zu Schwierigkeiten führen, da das Korn im Anschlag nach links auswandert. Dann sollten Sie den Bereich des Daumen- und Handballens mit Spachtelmasse oder Leder auffüttern oder Material im Bereich der Fingerwurzeln abtragen. Steht das Korn mehr nach rechts, so gehen Sie umgekehrt vor. Ein Kornbreit Abweichung entspricht dabei circa einem Grad Handgelenkdrehung und benötigt etwa 1 mm Material mehr oder weniger.
Häufige Fehler bei der Griffmodellierung
Beim Korrigieren von einem links stehenden Korn sollte bei der Anpassung des Griffs nicht übertrieben werden. Ansonsten verschiebt sich die Waffenachse zu stark. Als Kompromiss lässt sich hier die Kopfhaltung leicht nach rechts ändern oder eine Schießbrille mit weit geöffneter Irisblende nutzen.
Wer seinen Griff mit Spachtelmasse selbst aufgebaut hat, bei dem fällt die Oberfläche des Endergebnisses oft zu glatt aus. Abhilfe schafft hier ein Anrauen mit der Feile. Auch das Bestreichen mit Holzleim und dem Herüberstreuen von Sägespänen oder Streugut für die Miniaturgestaltung kann die Oberfläche griffiger machen.
Für das Anpassen des Luftpistolengriffs können die unterschiedlichsten Pasten, Aufbaumaterialen und Modellierungskneten verwendet werden. Für ein schnelles Aushärten, einen guten Halt sowie ausreichend Feuchtigkeitsresistenz empfiehlt sich jedoch eine spezielle Griffpaste auf Silikonbasis, die sich einfach verarbeiten lässt und zudem nicht gesundheitsschädlich ist. Wenn Sie größere, freitragende Stellen bearbeiten, greifen Sie am besten zu Griffpaste auf Epoxidbasis.
Passen Sie zudem darauf auf, dass die Handkantenauflage verstellbar bleibt. Auch die Maße sind bei dem Auftragen einzuhalten, so muss die Waffe nach der Modellierung in den Maßkasten passen. Weitere Tipps und genauere Schrittanweisungen für die Pistolengriffmodellierung finden Sie in diesem PDF.
Egal, auf welche Weise Sie Ihren Pistolengriff anpassen oder für welches Material Sie sich entscheiden: Die Griffgestaltung erfordert einiges an Praxiserfahrung und Wissen. Daher lohnt es sich, an einem älteren Griff zu üben und sich Lektüre anzuschaffen – so gibt es ganze Bücher zum Thema. Wenn Sie mit dem Ergebnis von der Form her zufrieden sind, die Optik Sie jedoch noch stört, können Sie Ihren nun bearbeiten Griff auch als Modell zum Kopieren oder Übertragen auf eine andere Pistole nutzen. Bei großen Schießsportveranstaltungen finden Sie einige Händler, die Ihnen einen ergonomischen Griff nachgießen. Natürlich wird der Wiederverkaufswert einer Luftpistole durch eine Modellierung des Griffs gemindert, dafür ist die Waffe genau auf Ihre Hand zugeschnitten.